Der Laufstall auf der Alp

 

Ein Laufstall auf der Alp erleichtert das Leben für Mensch und Tier. Trotzdem fällt noch viel Handarbeit an, denn der Strom für die technischen Hilfsmittel fehlt.

 

Dieser Artikel wurde am 24. August 2022 erstmals publiziert.

 

Laufställe bringen Vorteile für den Landwirt und seine Tiere. Letzteren bieten sie mehr Platz und Freiheit, dem Landwirt erleichtern sie so manche Arbeit.

 

Auf der Alp sind Laufställe allerdings eher eine Seltenheit, denn sie benötigen mehr Baugrund als die traditionellen Anbindeställe und sind mit grösseren Investitionen verbunden.

 

Liegeboxen und Tiefstreu

 

Familie Beni und Antonia Wenk mit ihren fünf Kindern sowie die Grosseltern Josef und Agnes Wenk bewirtschaften als Pächter der Ortsgemeinde Alt St. Johann im Obertoggenburg gemeinsam die Alp Hintergräppelen auf 1’300 m ü.M. Die Grosseltern sorgen vor allem für das Vieh, während sich die junge Familie um das Zäunen und die Weidepflege kümmert, im Talbetrieb das Heu einbringt und die Schweine versorgt.

 

 

Morgens um viertel vor fünf Uhr beginnen Josef und Agnes ihre Arbeit im Stall. Sie melken die Kühe und fahren gegen sieben Uhr die Milch im Tank zur Sammelstelle in Wildhaus. Dann frühstücken sie in ihrem Haus im Talbetrieb. Gegen neun Uhr fahren sie wieder zurück auf die Alp. Der Rietstall, der Laufstall der Alp Hintergräppelen, wurde in den Jahren 2012 und 2013 als Ersatz des alten Anbindestalls erbaut. «Die Arbeit sollte einfacher werden», begründet Beni Wenk den Bau eines Laufstalles. Den 32 Kühen stehen Liegeboxen zur Verfügung und die 20 Rinder, 30 Kälber sowie 7 Ziegen können auf Tiefstreu, einer mit viel Stroh eingestreuten Fläche, liegen.

 

Im Laufstall entfallen An- und Losbinden der Kühe

 

Es ist Mitte Juli gegen halb zehn Uhr. Die Kühe auf der Alp sind auf der Weide. Heute weiden sie etwas länger als sonst, erklärt Beni Wenk, denn es bläst ein kühlender Wind. Auf den Ruf des Grossvaters vom Rietstall aus kommen die Kühe zügig, trinken zuvor noch am Brunnen und gehen dann direkt in den Stall, um dort in den mit Rietstreu eingestreuten Liegeboxen zu liegen. «Im Laufstall ist das Einstallen viel ‹ringer›», schwärmt Josef Wenk, «in fünf Minuten sind alle drin.» Er muss die Kühe nicht mehr anbinden und auch das Losbinden entfällt. An warmen Sommertagen ist es im Stall kühler als draussen, da er mehr Volumen hat als die traditionellen Anbindeställe und da ein Luftzug durch die Öffnungen der Giebelseiten zieht.

 

In der Nacht bleibt das Stalltor offen, die Kühe können im Stall, auf der Weide oder auf dem Stallvorplatz liegen. Zum Melken kommen alle in den Stall und in den Melkstand. Eine einfache Vorrichtung steuert die Kühe so, dass sie nebeneinander stehen. Josef Wenk muss sich zum Melken nicht mehr, wie im Anbindestall zwischen die Kühe zwängen und sich bücken, sondern kann dazu aufrecht in der Melkergrube stehen. Vor dem Melken gibt er etwas Kraftfutter und Heu in die Futterschale vor den Kühen. So kommen diese besonders gerne zum Melken. Beni Wenk und seine Brüder haben beim Bau des Stalles nicht nur mitgearbeitet, sondern auch Ideen eingebracht. Den Occasion-Melkstand konnten sie günstig kaufen.

 

Die Kühe halten sich gerne im kühlen Stall auf.
Michael Götz

 

Zum Entmisten fehlt der Strom

 

Für einen Laufstall ist es wichtig, dass der Platz vor dem Stall und die Wege befestigt sind. Da die Tiere sich dort viel aufhalten, gäbe es ansonsten einen Morast. Josef Wenk legt Wert darauf, die Fladen gleich mit der Schaufel zu entfernen, bevor sie am Boden trocknen und kleben bleiben. Während das Ein- und Auslassen der Kühe sowie das Melken im Laufstall einfacher sind als im Anbindestall, bleibt das Reinigen des Stalles auf der Alp Hintergräppelen eine anstrengende Arbeit. Benis Mutter schiebt die Gülle mit einem Stallschieber in einen Schacht und schaufelt den Mist in einen Schubkarren.

 

In Laufställen im Talgebiet übernimmt ein breiter, elektrisch betriebener Schieber die Reinigung der Laufgänge. Doch dazu fehlt auf der Alp der Strom. Zwar erzeugt ein Dieselmotor den Strom, den es zum Melken braucht, aber für einen Mistschieber ist es zu wenig. Der Strom eines kleinen Photovoltaikmoduls auf der Alphütte genügt gerade einmal für das Licht in der Alphütte und für den Kühlschrank. Wasser für den Haushalt und zum Reinigen des Milchgeschirrs muss Benis Vater mit einer Holzheizung erhitzen.

 

Die junge Älplercrew der Familie Wenk (v.l.): Sabrina mit ihrer Freundin Jasmin, Jasmin, Antonia, Dominik, Beni und Damian (Robin fehlt auf dem Foto)
Michael Götz

 

«Den Boden schoren»

 

Wenn die Stallarbeit erledigt ist, wartet die Arbeit auf den Weiden. Zusammen mit seiner Grossmutter schichtet der älteste Sohn Damian mit der Schaufel die Kuhfladen auf der Weide zu Haufen auf. Er nennt das «den Boden schoren». Dies ist eine auf Appenzeller und Toggenburger Alpweiden übliche Weidepflege. So wird das Gras wieder sauber und die Kühe haben mehr Futter zur Verfügung. Die Geilstellen, wo Kot liegt, meiden sie. Nach dem Alpabzug im Herbst verteilen die Älpler die Kuhfladenhaufen dann wieder auf der Wiese, um diese zu düngen.

 

Nach dem Mittagessen ruhen sich die Älpler aus, um danach den Unkräutern auf der Weide zu Leibe zu rücken. Vor allem die Blacken, die sich gerne an den nährstoffreichen Stellen ansiedeln, wo die Kühe Kot und Harn absetzen, gilt es in Schach zu halten. Gegen fünf Uhr nachmittags werden die Kühe wieder gemolken und dürfen danach auf die Nachtweide. Die Milch bleibt bis zum Morgen im Milchtank, wo sie von Quellwasser gekühlt wird.

 

Wasser gibt es auf der Alp Hintergräppelen immer zur Genüge. Denn sie liegt in einer Senke, in der sich das Wasser der umliegenden Berge sammelt. Unten in der Senke, wo sich das Wasser staut, hat sich ein Riet gebildet, das unter Naturschutz steht. Von diesem Riet kommt auch der Name Rietstall.

 

Damian Wenk «schort den Boden», das heisst er schichtet Kuhfladen aufeinander, um die Weide sauber zu halten.
Michael Götz

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