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Stallumbau

Milchvieh: Kostengünstig vom Anbindestall zum komfortablen Laufstall

Familie-Lunz
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Christine Kohlmann
am Mittwoch, 22.03.2023 - 11:32

Mit viel Eigenleistung hat Familie Lunz aus dem mittelfränkischen Oberstrahlbach ihren Anbindestall in einen komfortablen Laufstall für 70 Kühe umgebaut. Die Kosten konnte sie dabei auf 5500 Euro pro Kuhplatz begrenzen.

Familie Lunz hat sich für einen Stallumbau entschieden: (v. r.) Johannes mit Ehefrau Kathrin sowie seine Eltern Johanna und Georg.

Neubau oder Umbau? Diese Frage stellten sich auch Johannes Lunz und seine Familie aus dem mittelfränkischen Oberstrahlbach (Lks. Neustadt/Aisch - Bad Windsheim). Doch nach einer ersten Kostenkalkulation war die Entscheidung schnell getroffen. „Wir haben uns für den Umbau entschieden, weil der Neubau für die gleiche Kuhzahl etwa das Doppelte gekostet hätte und dann natürlich noch die Frage im Raum stand: Was passiert mit den Altgebäuden?“, erklärt Johannes Lunz, der den Milchviehbetrieb 2016 mit 34 Kühen und deren Nachzucht von seinem Vater Georg übernommen hat.

Während der Planungen hat Johannes Lunz ein Stallbauseminar besucht und mit mehreren Beratern gesprochen. „Eigentlich haben uns alle Berater vom Umbau abgeraten, weil wir den Stall dann nicht erweitern können“, erzählt der Betriebsleiter. „Nur Klaus Hoffmann vom Landwirtschaftsamt in Schweinfurt hat unser Vorhaben befürwortet und uns auch während der Planungs- und Bauphase unterstützt“, sagt er und lobt damit das Engagement des Beraters.

In fünf Bauabschnitten zum Laufstall

Der Trockensteher- und Abkalbebereich

Fast drei Jahre hat die Familie an ihrem Laufstall gebaut und dabei den Großteil der Arbeiten in Eigenregie erledigt. Der Betriebsleiter erzählt: „Begonnen haben wir mit dem Bau des Trockensteher- und Abkalbebereichs Anfang 2019.“ Dieser wurde in einem Nebengebäude errichtet und besteht aus einem großzügigen Strohbereich und einem Fressbereich, der mit einem Spaltenboden ausgelegt ist. Die Wand hin zum Anbindestall wurde entfernt und durch Stahlträger ersetzt.

Anbau mit Futtertisch und Liegeboxen

Der Futtertisch sowie weitere 22 Liegeboxen sind im neuen Anbau zu finden. Der Fressgang ist 4 m breit und nach oben hin offen. Zudem gibt es hier einen Selektionsbereich mit Klauenpflegestand.

Im zweiten Bauabschnitt wurde auf der gegenüberliegenden Seite des Stalles zuerst eine Scheune abgerissen und dort dann ein Anbau mit Futtertisch sowie 22 Liegeboxen geschaffen. Überdacht sind dabei der Futtertisch sowie die Liegeboxen, die an der Außenmauer des alten Stalls angebaut wurden. Der 4 Meter breite Fressgang ist nach oben hin offen. „Hier haben wir den Unterbau auch komplett selbst gemacht, nur die Hülle für den Futtertisch und die Liegeboxenüberdachungen haben wir von der Stallbaufirma aufstellen lassen“, berichtet Vater Georg Lunz. Anders als im restlichen Stallbereich hat sich die Familie hier für einen planbefestigten Laufgangboden mit Schieberentmistung entschieden, weil es einfacher zu realisieren war.

Nebengebäude werden sinnvoll weitergenutzt

Lunz-Melkroboter

Der Melkroboter und alles was dazu gehört wurde im dritten Bauabschnitt installiert. „Im alten Schweinestall, der im gleichen Gebäude war, ist jetzt der Milchtank sowie die gesamte Technik untergebracht“, erzählt Johannes Lunz. Die ehemalige Milchkammer wurde dann später zum neuen Stallbüro. Der Melkroboter selbst steht direkt im Stallgebäude. Nachdem die neue Melktechnik installiert war, sind die Kühe in den neuen Anbau gezogen und konnten über einen neu geschaffenen Durchgang in der Stallmauer zum Melkroboter gehen.

Hochboxen mit viel Liegekomfort

Liegehalle Lunz

Anschließend ging es an die Bauarbeiten im bestehenden Stallgebäude: Die alten Aufstallungen der Anbindeplätze und der Jungviehboxen wurden entfernt, die vorhandenen Güllekanäle verbreitert und eine Doppelreihe sowie eine Einzelreihe Liegeboxen installiert und Spaltenböden auf allen Laufflächen verlegt. „Für die Spalten haben wir uns entschieden, weil die Güllekanäle schon da waren und wir sie nur verbreitern mussten“, fügt Georg Lunz hinzu. Alle zwei Tage werden die Spalten abgeschoben.

Bei den Liegebuchten hat sich die Familie für Hochboxen entschieden. „Im Anbindestall lagen die Kühe auch auf Gummimatten und das hat gut funktioniert, wir hatte nie Probleme mit dicken Gelenken oder ähnlichem“, berichtet Johannes Lunz. Der Landwirt fügt hinzu, dass man dafür die Liegeboxen mit dicken, hochwertigen Gummimatten ausstatten muss. „Es gibt einen einfachen Trick, mit dem man prüfen kann, ob die Gummimatte bequem genug ist: Wenn man sich aus dem Stand auf die Knie fallen lässt und das nicht weh tut, dann passt es“, so Lunz.

Laufhof mit Kuhbürste

Im fünften und letzten Bauabschnitt wurde ein Laufhof an der Giebelseite des Stallgebäudes errichtet. „Eigentlich war der Laufhof gar nicht geplant. Wir mussten ihn aber bauen, weil wir die Stallbauförderung sonst nicht bekommen hätten“, erklärt Johannes Lunz. Der nicht überdachte Fressgang gilt zwar auch als Laufhof, aber die Größe hat nicht gereicht, um die Förderkriterien zu erfüllen. „Jetzt sind froh, dass wir den zusätzlichen Laufhof gebaut haben. Er wird gut angenommen und dort konnten wir auch die Kuhbürste gut integrieren“, berichtet der Landwirt weiter.

Ende 2022 konnten die Baumaßnahmen abgeschlossen werden. Insgesamt wurden 390 000 Euro bzw. rund 5500 Euro pro Kuhplatz investiert. Mit dem Ergebnis ist die Familie sehr zufrieden. „Wir wollten mit 30 Arbeitsstunden pro Kuh und Jahr hinkommen und das haben wir durch den Umbau geschafft“, erklärt der Betriebsleiter. Ebenso war ihm wichtig, dass die Stallarbeit zur Not von einer Person erledigt werden kann.

Hilfsmittel für das Management

Eine große Hilfe beim Management ist die automatische Brunsterkennung. „Das spart einfach Zeit und es rutschen keine Kühe mehr durch, etwa ein Drittel der brünstigen Kühe würden wir ohne das Programm nicht oder nur schwer erkennen“, so Lunz. Zudem wird die Wiederkautätigkeit seiner Kühe gemessen. „Das ist ganz wichtig, man sieht einfach früher, wenn es einer Kuh nicht gut geht und kann schneller reagieren“, betont der Landwirt.

Jungviehaufzucht überwiegend ausgelagert

Weitere Zeitersparnis sowie wertvolle freie Kapazitäten bei Gülle- und Silolagerraum verschafft ihm das Auslagern der Nachzucht. Nur maximal 5 Jungtiere werden am Betrieb insgesamt noch aufgezogen. „Von den ganz guten Kühen ziehen wir vereinzelt mal Jungtiere auf, aber für mehr fehlt uns einfach der Platz“, so der Betriebsleiter.

Die meisten weiblichen Kälber werden deshalb verkauft, entweder über den Kälbermarkt in Ansbach oder direkt an andere Betriebe. „Wir besamen daher hauptsächlich mit fleischbetonten Bullen“, fügt Lunz hinzu. Wenn er Jungkühe braucht, kauft er diese über den Zuchtverband Franken. Das Ziel des Landwirts ist es, zukünftig maximal 5 Jungkühe pro Jahr zukaufen zu müssen.

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